Francisca Ricinski (Rumänien/ Deutschland) geboren in Rumänien, lebt seit 1980 in Rheinland. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und des PEN. Mitheraugeberin der Literaturzeitschrift „Dichtungring“ (Bonn).  Seit 2004 leitende Redakteurin der Literaturzeitschrift „Matrix“, Ludwisburg. Schreibt Lyrik, Kurzprosa, Theaterstücke, Kinderliteratur, Interviews, Liedertexte etc. Zuletzt: Als käme noch jemand (Pop Verlag, Ludwigsburg, 2013); Knie aufs Herz (Theatercollage, Aufführung, 2015); J’avais tant de noms pour l’automne (Editions Badaoui, Tunisie, 2018, français/arabe, version arabe: Abeldwahed Souayah). Demnächst: In deinen Schuhen voller Sand, Prosapoeme, mit Illustrationen von Mounir Dehane.

 

 

Deutsch

 

Blaue Koralle gegen grünen Bernstein

 

 

 

 

Die Rothaarige stützt sich gegen die Fensterbank, die Frau mit der struppigen Frisur sitzt auf dem Kunstlederstuhl. Eine dritte Frau im Nachbarbett, eine sehr junge, setzt den Kopfhörer über die Locken ihrer maisgelben Perücke und empfängt Hardrockmusik mit geschlossenen Augen, damit sie den chromblitzenden Infusionsstab und die Belagerun ihrer Adern mit den durchsichtigen Schläuchen nicht mehr sieht. Sie will mit niemandem reden, nicht vorm Ende, geht lieber in sich ein, um nicht einzugehen.

 

Die Rothaarie öffnet ihren Bademantel und schaut kurz zur rechten Brust mit dem Blick einer Mutter, die nach ihrem eingeschlafenen Kind nochmals schaut, bevor sie die Lichter ausmacht.

 

Wie viel haben sie dir weggeschnippelt?, fragt die Frau, die auf dem  Stuhl sitzt.

 

Die Rothaarige erinnert sich an die Skizze des Chirurgen: Ein Quadrant. Antwortet: Ein Viertelkreis. Und dir?

 

Die sitzende Frau traut sich nicht sich anzusehen, zeigt mit dem Finger auf ihre waage- und senkrecht laufenden Narben: Alles! Mein Mann fand mich widerlich ohne Brüste, einen Monat später zog er aus. „Wo sind deine zwei saftigen Quitten geblieben?“, verhöhnte er mich vorher auf einem Zettel, den er an den großen Schrankspiegel im Schlafzimmer klebte. „Noch nicht mal Fallobst!“ Weißt du, wir hatten im Süden eine Obstplantage gehabt, deutet sie den Ursprung dieser leibhaften Bilder. Und dein Mann?

 

Er kam drei Stunden nach der  Operation, sturzbesoffen, polterte und fuchtelte mit einem Lineal in der Luft: So, Frau Doktor, jetzt wird der neue Radius Ihrer Brust mit höchster Präzision gemessen. Vertrauen Sie dem Mathematiklehrer!

 

Wieso nannte er dich „Frau Doktor“?

 

Weil ich Ärztin bin. Bevor ich ihn vor sieben Jahren heiratete, hab ich Kranke und Verwundete in einigen Ländern behandelt – in Mexiko, Indien, an der Elfenbein-

 

küste und in Bethlehem...

 

So weit bist du gewesen?, wundert sich die Obstgärtnerin. Meine längste Reise endete in Südtirol. Ein Geschenk unserer Töchter zum Hochzeitstag. Mein Mann bestieg gerne die Berge und blies dabei das Alpenhorn, ich melkte lieber die Kühe. Weißt du, was ich nicht verstehe? Ich bin eine Bäuerin, aber du, wieso hast du nicht gemerkt,  dass deine Brust...?

 

Die Ärztin verlässt ihren Platz am Fenster und setzt sich an den Bettrand. Ihre rote Haarpracht fällt auf das mit Lavendel besprühte Kissen. Ich glaube, diese perfiden Zellmonster, wie ich sie nenne, würden noch nicht mal vor Gott zurückschrecken, wenn er die Brüste einer Frau hätte, sagt sie. Mein Mann meinte, er sei alles passiert, weil ich keine Ahnung von dem Codex meines eigenen Körpers hätte, ich wäre zu verschwenderisch gewesen und hätte ihn zu wild beraubt. Seine mathematische Lebenstheorie: Alles muss mesbar und berechenbar sein, die Gleichungen sollen unverletzt bleiben.

 

Ich verstehe diese gewieften Sätze nicht. Was ist eine Gleichung?

 

Die Ärztin kennt die Definition allzu gut, denn er artikulierte sie  wie eine Litanei, bis zum Erbrechen, ob ein Anlass vorhanden war oder nicht. Sogar beim Koitus. Die Stöße passten sich dem Satzrhythmus an, genau auf Punkt und Komma: Die Verknüpfung zweier wertgleicher, aber formverschiedener mathematischer Ausdrück durch das Gleichheitszeichen.

 

Sie antwortete aber. Wir haben mit einer Gleichung zu tun, wenn ich zum Beispiel

 

12 Infusionen in 3 Etappen bekomme und du nur in 2, erklärt sie und schreibt in die Luft: 4+4+4=6+6.

 

Jetzt verstehe ich, sagt die  Gärtnerin. Das gilt aber nicht, wenn ein Mann und eine Frau sich küssen, denn dann sind sie nicht mehr zwei. Das war an einem Winter-abend, als der russische Schiffskapitän ihr den grün-schwarzen Bernsteinring schenkte.

 

Sie hält den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und schreibt wie die kranke Ärztin vorher: 1+1=1.

 

Ist es schön, dich daran zu erinnern?, fragt dieÄrztin. Macht es dein Leben einfacher?

 

Sie wartet auf eine Fortsetzung der Liebesgeschichte, aber die andere Stimme folgt nur dem eigenen Weg.

 

Eine W eile bricht nur das Brummen aus dem CD-Player die Raumstille. Das Gift ist geräuschlos, wenn es sich mit dem Blut der jungen Frau mischt.

 

Lass uns etwas trinken!

 

Sie schlurfen mit ihren Metallbäumchen über den Steinboden und setzten sich in der Cafeteria an den Tisch mit den Orchideen. Die Ärztin will mit ihrer Bettnachbarin anstoßen, Kiwigrün mit Traubenrot, als eine Klemme sich vom Haken löst. Die Infusionstüte fällt auf Zigarrenasche und Stummel. Die Orchideen sind nun aschfahl

 

Trauerst du um deine Viertelbrust?

 

Die Ärztin nickt. Ein wenig schon. Dann flüstert sie mehr für sich: Meine Zitzen wurden wie Brotteig geknetet, in Lehm modelliert, gemalt auf den Schilden von einem Dutzend Don Quichottes. Auf sie strömten Spermien, Kinder des Nichts und Sektworte: Dein Meerschaum, Aphrodite ...

 

Wovon redest du da? Heißt du Aphrodite? Die bislang schüchternen Blicke der Gärtnerin, der solche Tiraden fremd waren, flackerten vor Neugier.

 

Ich hieß mal so ...., war auch Undine, Vesuvia, Allegra...

 

Ojemine!, staunt sie. Ich hieß schon immer Melanie, noch im Bauch meiner Mutter. Was meinte dein mathematischer Mann mit dem Raubbau? Dass dein ausgebeuteter Körper sich jetzt gegen dich rächt? Bist du ein Flittchen gewesen?

 

Nein, nein. Ich war nur stets auf der Suche.

 

Dein Ring ist wunderschön!, meldet sich Melanie nach einer Weile.

 

Ja, die blaue Koralle. Ich hab sie aus dem ägyptischen Meer geholt. Und dein Bernstein? Stahl ihn dein Schiffskapitän aus dem Zarenpalast?

 

Die beiden lachen und baumeln mit den Beinen.

 

Kannst du dir vorstellen, vor einem neuen Mann dich auszuziehen? Deinen Busen wieder streicheln zu lassen?

 

Eine Frage wie ein Hagelschauer auf ihre noch wunden Gefühlszentren. Die Ärztin zwirbelt ihr Rothaar, wirft es zurück, irgendwann zwinkert sie Melanie zu: Von einem, der Asymmetrien liebt. Ein Bildhauer vielleicht. Und du?

 

Ich ? Ich stehe am Kai, die Sirene eines Kriegsschiffs nimmt Abschied vom Hafen.

 

Er sieht mich durchs Fernrohr, springt ins Boot und nimmt mich nochmals zwischen den Dünen, baut Sandburgen auf meiner Haut und schmückt sie mit Muscheln. Ich treffe ihn jeden Dienstag im Traum.

 

Es klingt für die Ärztin, die bisher geglaubt hatte zu wissen, was Leid und Glück ist, fast wie im Film. Sie hat keine Mühe,  ihr Geheimnis vorzustellen. Wie sich vor zwei Jahrzehnten Melanies Flaumhaut anfühlte und wie Dünensand auf ihren Schaumlippen schmeckte, ihm schmeckte. Sie könnte ihr noch mehr davon erzählen. Sie lächelte. „Bin die Seeschwalbe gewesen,  die auf ihren Köpfen stolzierte“. Stattdessen fragt sie: Ein Stück Kirschtorte, Melanie?

 

Ja, Aphrodite! Und noch einen Kiwisaft! Prost!

 

Auf unsere Narben! Und auf die Ringe! Wollen wir tauschen? Blaue Koralle gegen grünen Bernstein? Oder umgekehrt? Ich heiße allerdings Beatrix.

 

 

 

 

 

Rumänisch

 

 

Coral şi chihlimbar

 

 

 

 

Femeia cu părul roşu se reazemă cu spatele de pervaz. Pe scaunul din colţ o altă femeie, tunsă scurt şi zbârlită. In patul de lângă uşă o tânără îşi trece căştile peste galbenul spălăcit al perucii, închizând ochii pentru a nu mai vedea suportul de crom şi cârligul de care atârnau pungile cu lichid şi nici asedierea venelor prin furtunurile străvezii. Odată cu prelingerea primelor picături începe şi discul cu muzică hardrock să se rotească.

 

Tânăra nu vorbeşte cu nimeni, oricum nu înainte de-a se termina perfuzia, mai bine se scufundă în sine decât să se scufunde cu totul.

 

Femeia cu părul roşu îşi desface halatul, aruncând o privire  spre sânul din dreapta,

 

o privire parcă de mamă, înainte de a stinge luminile, înspre patul unde doarme copilul.

 

--Ţie cât ţi-au ciopârţit din el?

 

Femeia cu pârul roşu îşi aminteşte schiţa chirurgului. Un cvadrant. Răspunde însă: Un sfert de cerc. Şi ţie?

 

Cealaltă femeie nu are curajul să se privească, arată cu degetul spre cicatricele orizontale şi oblice.

 

—Totul. Bărbatul m-a găsit dezgustătoare fără sâni, o lună mai târziu părăsea casa. Inainte de a pleca a lipit un bilet pe oglinda dulapului din dormitor: “Pe unde ţi-ai lăsat cele două gutui? Nici măcar din cele răscoapte, căzute în iarbă”… Ştii, noi aveam în sud o plantaţie de meri şi gutui, explică ea originea acestei metafore fructifere. Dar bărbatul täu?

 

—A venit după trei ore de la operaţie, beat criţă, sărea şi gesticula cu o riglă prin aer: “Aşa, doamnă doctor, acum vom măsura cu cea mai mare precizie noua circumferinţă a sânului dumneavoastră. Vă rog să aveţi încredere în profesorul de matematică!”.

 

— Dar de ce iţi spunea aşa, “doamnă doctor”?

 

—Inainte de a mă căsători  cu el acum nouă ani, am îngrijit bolnavi şi răniţi în Mexico, India şi in Betlehem.

 

—Aşa departe ai fost?, se minunează grădinăreasa. Cea mai lungă călătorie a mea a fost până în sudul Tirolului. Un cadou din partea fetelor noastre cu ocazia nunţii de argint. Omului meu îi plăcea să cutreiere Alpii suflând din caval, mie mi-a fost drag să mulg vacile. Ştii ce nu pot pricepe? Eu sunt o ţărancă, dar tu, cum de nu ţi-ai dat seama că sânul…?

 

Doctoriţa pleacă de la fereastră şi se ghemuieşte la marginea patului. Pletele arămii i se revarsă peste perna stropită cu lavandă.

 

—Cred că celulele astea fără noimă, aceşti monştri perfizi, cum îi numesc eu, nu ar da nici din faţa lui Dumnezeu înapoi, dacă Dumnezeu ar avea sâni de femeie. Soţul meu se încăpăţâna să-mi explice că totul s-a întâmplat aşa, fiindcă n-aveam habar de codex-ul propriului trup, adică fusesem prea risipitoare şi îl prădasem ca o barbară. Teoria sa matematică suna cam aşa: Totul trebuie să fie comensurabil şi previzibil, egalităţile trebuie să rămână intacte.

 

— Nu prea înţeleg aceste vorbe deştepte. Ce-i aia egalitate?

 

Doctoriţa cunoaşte definiţia mult prea bine, căci el o articulase cu şi fără motiv, ca pe o litanie, făcând spume la gură. Până şi în timpul coitului, când izbiturile lui se sincronizau perfect cu ritmul cuvintelor: Legarea a douăexpresii matematice identice ca valoare, dar diferite ca formă, prin semnul egalităţii. Dar şi de data asta răspunde  altfel: Vorbim despre o egalitate atunci când, de exemplu, mie mi se administrează

 

12 perfuzii în 3 etape şi ţie numai în 2. Apoi scrie în aer: 4+4+4= 6 +6

 

–Aha, acum înţeleg, oftează a uşurare grădinăreasa. Dar asta nu merge, când un bărbat şi o femeie se sărută, fiindcă atunci ei nu mai sunt doi.

 

Aşa se întâmplase într-o seară de iunie, când căpitanul de vapor îi dăruise inelul cu  chihlimbar negru-verzui. Acum îl ţine între degetul mare şi arătător şi scrie în aer cu el: 1+1=1

 

—E plăcut să-ţi aduci aminte? Iţi face cumva viaţa mai uşoară?, murmură doctoriţa, fără să aştepte răspuns.

 

Doar mârâitul aparatului portativ în care se învârte discul cu hardrock sparge liniştea camerei. Nici otrava nu face zgomot şi nu are miros atunci când ajunge în sângele tinerei paciente.

 

—Hai să bem ceva!

 

Fiecare din ele îşi târşâie copăcelul metalic pe pardoseala de gresie panâ la masa cu orhidee din cofetăria spitalului. In clipa când vor să ciocnească paharele, suc verde de kiwi cu nectar roşu, se desprinde o clamă şi punga de etilenă cade peste scrumul de ţigară şi peste chiştoace. Orhideele albe devin livide.

 

—Iţi pare rău după sfertul de sân?

 

Doctoriţa dă din cap aprobator, şopteşte apoi ca pentru sine: Mi-au fost frământaţi ca aluatul de pâine, modelaţi în lut, pictaţi pe scuturile atâtor Don Quijoţi.  Peste ei s-a revărsat un fluviu de sperme – copii ai neantului – şi beţii de cuvinte precum

 

“spuma ta, Aphrodita”…

 

—Despre cine vorbeşti? Te cheamă cumva Aphrodita?

 

Privirile până atunci sfioase ale grădinăresei, neobişnuită cu asemenea tirade, scapără de curiozitate.

 

— Aşa m-a chemat cândva. Şi Undine, Vesuvia, Allegra. Am purtat multe nume…

 

— Aoleu!, se miră ea. Pe mine m-a chemat dintotdeauna, încă din burta mamei, doar Melanie. Ce vroia să spună bărbatul tău matematic, când îţi  vorbea despre jaf? Că trupul tău atât de jecmănit acum se răzbună pe tine? Ai fost cumva o femeie uşuratică?

 

— Nu, am fost doar întruna în căutare.

 

—Inelul tău e grozav!, exclamă Melanie după o tăcere mai lungă.

 

—Da, coralul albastru. L-am scos din apele Egiptului. Dar chihlimbarul? L-a furat cumva căpitanul tău din palatul ţarinei?

 

Cele două femei râd şi îşi balansează picioarele.

 

— Ai putea să te dezbraci din nou în faţa altui bărbat? Să-l laşi să-ţi mângâie sânii?

 

O întrebare ca o aversă de grindină peste centrii afectivi încă traumatizaţi. Doctoriţa îşi răsuceşte părul între degete, îl zvârle pe spate, clipeşte cochet spre Melanie:

 

Cineva care iubeşte asimetriile. Poate un sculptor. Şi tu?

 

—Eu? Eu stau la chei, sirena vaporului îşi ia rămas bun de la port, dar el mă zăreşte, sare în barcă şi mă duce încă o dată între dunele de nisip, pe sâni îmi înalţă castele. Il întâlnesc în fiecare marţi în vis.

 

Vorbele grădinăresei i se par doctoriţei, care credea că ştie ce-i suferinţa şi fericirea, ca venind dinr-o scenă de film. Işi imaginează fără efort cât de netedă era pielea Melaniei acum două decenii şi cum nisipul dunelor aluneca de pe vulvă, lipindu-se de cerul gurii lui …

 

— O felie de tort, Melanie?

 

— O, da, Aphrodita. Şi încă un suc verde!

 

— Pentru cicatricele noastre, Melanie! Şi în cinstea inelelor! Ce-ar fi să facem schimb? Coralul albastru în locul chihlimbarului verde? Sau invers? Pe mine mă cheamă de fapt Beatrix.