Nahid Bagheri-Goldschmied. (Iran / Österreich) Geb. in Teheran, Lyrikerin, Prosaistin, literarische Übersetzerin, Journalistin, studierte persisch-arabische Sprachen und Literaturwissenschaft an der Universität Teheran. Seit 1980 in Österreich. 2001 Lyrik-Preis "Schreiben zwischen Kulturen", 2009 Buchprämie des BM:UK für den Roman "Chawar". Vorsitzende des Iranischen Kunst- und-Kulturvereins im Exil "Marzpeyma" (Grenzgänger), Mitglied und Einzeldelegierte der IG Autorinnen und Autoren, des Österreichischen P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Werke: fünf Lyrikbände; Roman "Chawar" 2009 (deutsch) und 2013 (persisch), beide im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft; Herausgeberin und Übersetzerin von "Spuren", Anthologie österreichischer Lyrik, Deutsch/Farsi 2014; Veröffentlichungen in persischen Exil-Medien, Beiträge in zahlreichen Anthologien. Übersetzungen ihrer Werke erschienen u.a. in deutschen, englischen, ungarischen Literaturzeitschriften. Mitwirkung im Dokumentarfilm "Grenzgängerinnen", Regie Ülkü Akbaba (Österreich 2008).
Deutsch
Der Papierdrache
Staatsbürger der Verzweiflung bin ich:
ein Papierdrache mit zerrissenem Faden,
der, im Niedersinken
durch zornigen Wind weggedrängt,
von Zeit zu Zeit plötzlich
bis zum Sonnenpalast hochfliegt.
Die Nacht breitet ihre Farben über die Stadt.
In welchen Gassen und Siedlungen spazierst du herum?!
Du! Mutwilliges Kind des Schicksals!
Wann zähmen deine Hände wieder
die Fäden dieses Papierdrachens?!
Über welchem Haus kannst du
die Fahne meiner winzigen Freude hissen?
Kennst du ein Dach?!
Die Wanderung
Als der Sturm wehte
zerbrachen die Zweige
und die scharfe Sichel des Windes
riss das Vogelnest fort.
Als Ruhe einkehrte
inmitten der Verwüstung
blieb ich mit Fieberwahn
der Worte
kopflos
und mit versagender Hand
Als endlich Stille war
war auch die Freude
von der Erde wie fortgeblasen
Wer bist du?
Wer bist du
dass du den Frühling
die verbotene Jahreszeit nennst
und die Frische
auf der jungen Haut zweier, die murren,
die Geburt der Sünde
Wer bist du
dass dein Schlaf
jeden melodienträchtigen Morgen
durch hoch fliegende Schwalben
in Verwirrung endet.
Wer bist du,
dass du dich vor jedem Gesang fürchtest
und jeder leidenschaftliche Bewegung
dich beunruhigt.
Wer bist du,
dass du immer wieder
die Liebe tötest.
Welche Sippe hat dich hervorgebracht
dass dein Atem
modert wie altes Teichwasser
und deine brüchigen Kleider
an schwarze Jahrhunderte erinnern
wer bist du
Verrufenster aller Verrufenen!
Die Sippe
In einem Winkel des Weltdorfs
wächst sein Ruhm der Schande zu
ein massives und schwarzes Mal
Eine Sippe
hat die Karawanen des Verstandes
verpasst
im Schlamm der Lagune ermattet
der träge das Denken
die Schönheit ist zum Anhalten
gezwungen
Die Verursacher der Schmach
hüllen die Jugend
in das Kopftuch entsetzlichen Verdachts
die Freude wird geohrfeigt
und die Liebe
hingerichtet
im Morgengrauen
In einem Winkel des Weltdorfs
wächst sein Ruhm der Schande zu
Die Sippe riecht schon nach Tod.
Am Beethovengang
Weingärten rechts und links,
zahlreich und vor der Reife die Weinstöcke.
Dazwischen der Duft der Erinnerung.
Wie mein Schatten hinter mir: Beethoven.
Er rennt dahin, ohne den emsigen Takt
meiner Schritte zu hören.
Der Wind küsst dem Meister die Hände,
fordert ihn auf, ein paar unruhige Töne
auf den Saiten meiner Haare zu spielen:
Meine Schicksalsmelodie.
Glatt wie eine Wasseroberfläche die Stadt vor mir.
Glatt die graue Wolkendecke über meinem Kopf.
Unter meinen Füßen der weiche Weg
voll verlockender Erde.
Zum Luftholen stehen bleiben.
Der Schatten verharrt mit mir.
Den Kopf neigen. Der Schatten ebenso.
Die vereinigten Finger betasten sanft die Erde,
fassen eine Handvoll, riechen daran:
sie duftet wie nach dem Regen.
Ich frage mich:
Riecht die Erde nicht wie in einem Gefängnishof?
Spielt der Wind schon die „Leonore-Ouvertüre“?
Der Schatten hört mich doch nicht,
aber auch er küsst die Erde, wie
zu meiner Bestätigung.
Zärtlich zupft der Wind in meinem Haar herum,
es scheint, als würde Beethoven
die Melodie meines Schicksals schon wieder
ganz anders Komponieren.
Persisch
بادبادک
شهروند سرگردانی ام
بادبادکی رشته گسیخته
گاه در فرود
پاکوب خشم باد
گاه در فراز
تا کاخ آفتاب
چیزی به شب نمانده است
کودک روزگار!
در کوچه های کدام محله می گردی
بازیگوش؟!
کی مهار خواهی کرد
این رشته به دست خویش؟
بر فراز کدامین خانه
خواهی افراشت
دل خوشی های خردم را
پرچم گون؟
کوچ
توفان که وزید
شاخه ها شکستند
درختان از نفس افتادند
و داس تیز باد،
آشیان پرندگان درو کرد.
آرامش که دمید،
من ماندم و ویرانی
با هذیانی
از واژه های بی سر و دست
آرامش که دمید،
شادی از زمین کوچ کرده بود
کیستی تو؟
کیستی
تو
که بهار را
معصیت فصول می خوانی
که طراوت را
بر پوست جوان دو زمزمه گر،
زایش گناه می نامی.
کیستی تو
که هر نیمروز آبستن سرود،
آشفته می کند خوابت را،
پرواز فوج پرستوها.
کیستی تو
که ز هر آواز می ترسی
از اوج عاشقانه ی هر پرواز می ترسی.
کیستی تو
که عشق را دمادم
کمر به کشتن بسته ای.
از تبار کدامین قبیله ای
که اینچنین
نفست بوی مرداب می دهد
و ردای پوسیده ات
یادآور قرون سیاه.
کیستی تو
بد نام ترین بد نامان؟!
بیله
چون لکه ای درشت و سیاه
در گوشه ای ز دهکده ی جهان
آوازه اش به پلیدی ست قدکشان.
قبیله ای ز کاروان های خرد
جا مانده
و در گل و لای مرداب های پیر
وامانده
که در آن
دمادم صادر می شود،
فرمان ایست زیبایی.
لچک وحشت بر سر جوانی می کشند،
یکه تازان رسوایی.
شادی، سیلی می خورد پیاپی
و عشق،
در سحرگاهانی هراس زده،
تیر باران می شود.
در گوشه ای ز دهکده ی جهان
آوازه اش به پلیدی ست قد کشان
قبیله ای که بوی مرگ می دهد
در گردشگاه بتهوون
در دوسو تاکستان،
خوشه در خوشه و کال
و گذر گاه،
معطر ز شمیم نفس خاطره ها.
سایه وار
بتهوون پشت سرم
بی آن که شنودن بتواند لختی
آوای قدم هایم را،
گام می زد بر راه
و نسیمی آرام،
بوسه می زد بر دستانش.
سایه، نزدیک شد،
آمد به کنارم ایستاد
گویی می خواست،
با سر انگشت نوازشگر خویش،
بر سیه گیسویم،
بنوازد نت آشفته ی تنهایی و تقدیرم را.
پیش رو، برکه ی آرامش شهر
روی سر، پوشش خاکستری پهنه ی ابر
زیر پا، راه، که می برد مرا
چه صمیمانه به مهمانی خاک!
خواستم تا نفسی تازه کنم
استادم
سایه با من، استاد
سر فرود آوردم،
او نیز.
به زمین بوسه زدیم
دست بردیم به خاک
مشتی از آن را با رغبت بوییدیم
بوی نمناکی باران می داد.
من ز خود پرسیدم:
- این همان بویی نیست،
که بر می خیزد،
از خاک حیاطی در زندان؟
این * "اوورتور" است شاید،
که نوازد باد اینک آرام؟