Peter Waugh (Vereinigte Königreich / Österreich) geb. 1956 in Barnet, London, lebt seit 1981 in Wien. Schreibt hauptsachlich Lyrik, primär auf Englisch, aber auch auf Deutsch. Performance-Poetry, Arbeit mit Musiker, Lautpoesie, Freiberuflicher literarischer Übersetzer, Schreibpädagoge, Sprachtrainer, Lehrbeauftragter auf der Hochschule für angewandte Kunst, Wien. 1993 Mitbegründer des ›Labyrinth‹ (Vereinigung englisch- sprachiger DichterInnen in Wien) und der Lyrikzeitschrift ›subdream‹ und der experimentalen lautpoesie-performance Gruppe ›dastrugistenda‹. Veranstalter vieler Lesungen im In- und Ausland (seit 1995 ‘Poetry in the Park’ bei der Theseustempel im Volksgarten, Wien, seit 2001 monatliche offene ›Open-mic‹ Lesungen und seit 2008 das ›labyrinth höfleiner doanuweiten poesiefestival‹ (Wien/Höflein an der Donau). Herausgeber vieler Bücher im Verlag Labyrinth. Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften in Österreich, GB, USA,Mazedonien, Kroatien, Japan, Frankreich, Italien, Russland u.a.. Zuletzt erschien u.a.: »Horizon Firelight« (1999); »Haiku Butterfly Death Dream« (2002);»Glowworms« (gem. mit E. Holloway; N. Horowitz, 2003).

 

Deutsch

Englisch


 

 

Rückreise

 

Die Tageszeit erinnert an die Tageszeit

– ist der Ereignisbezug lebhaft genug.

 

Über den Dächern Nordlondons

dämmert Junis kühler rosaroter Himmel.

Das letzte Mal, als ich so früh auf war:

vor einer Woche in Dorset,

nach verhängnisvollem Anruf

von der Nachtschwester

um fünf uhr fünfzehn.

 

Die Raserei zum Hospiz,

Mutter fährt mit lebensgefährlichem Tempo,

im Schweigen uns beiden bewusst

wie der Vater im Todesringen liegt.

 

Vorbei an Hurn Airport,

die Startbahn noch nass mit Tau,

bemerkt am Pannenstreifen

den Kadaver eines New Forest-Rehs,

von unausweichlichem Auto

in der Nacht überfahren.

 

Jetzt sitze ich hier allein in dem Taxi,

das mich zum Heathrow bringt

weit und breit keine Menschenseele zu sehen

auf der Straßen Londons.


 

 

Zentrierung

 

 

K

LAR

also kehren wir

 zurück

 hierher

wo wir sind

 (wo

 wir waren)

 

 

 wir waren

beim hinüberschreiten

einer brücke

eines grünen

kanals

(rauschender

lebensfluß)

 spinnert

 

 

großspurig

an diesem klaren

blauen

heißen

 sonnigen

 tag

 im zentrum

 dieser

fremden stadt

 die wir

‚zuhause‘

nennen

 

 

wir rufen

 zuhause‘

 mitten

im getöse

meiner gedanke

der stift

meiner geist

 das papier

 und keine

(künftige)

 sorge

 auf der welt

kann den

spiegel

dieses augenblicks

trübe

 

 

 

 

Return Journey

 

Time of day reminds me of time of day –

if the event it connects is vivid enough.

 

Cool pink June dawn sky over North London rooftops.

Last time I was up so early was a week ago in Dorset,

upon a fateful call from the night nurse at 5.15 a.m..

The race to the hospice, Mum driving at breakneck speed,

both aware Dad’s lying there in his death throes.

 

Passing Hurn Airport, runway still wet with dew,

registered at roadside the carcass of a New Forest deer

knocked down in the night by inexorable car.

 

Now I am driven alone in a taxicab to Heathrow

not a soul to be seen on the streets of London.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Centering

 

 

O

K

E

so let’s

come back

to where

we are

(where

we were)

 

we were

striding

’cross a bridge

over a green

canal

(fast-flowing

River of Life)

full-of-it

 

 

full-of-it

on this clear

blue

hot

sunny

day

in the centre

of this

foreign city

we call

home

 

 

we call

home

in the midst

of the din

my thought

the pen

my mind

the paper

and not

a care

in the world

(to come)

can smear

this

moment’s

mirror