Jelena Semjonowa-Herzog (Belarus/ Österreich), in Minsk geboren, ist Lyrikerin, Schriftstellerin, Übersetzerin für Russisch und Belarussisch, Literaturwissenschaftlerin und Lehrerin. Sie studierte Übersetzen und Dolmetschen an der Minsker Staatlichen Linguistischen Universität und promovierte an der Universität Wien. Sie schreibt auf Russisch, Belarussisch und Deutsch. 2006 erschien in Minsk ihr Lyrikband „Die Tropfen des Lichtes“. Sie übersetzt Lyrik und Prosa. Zuletzt erschienen in ihrer russischen Übersetzung zwei Werke von Lene Mayer-Skumanz: der Jugendroman „Hanniel. Ein Engel auf Erden“ (Minsk 2020) und das Buch „Das Weihnachtsgeheimnis“ (Minsk 2021; als Online-Projekt).  Sie ist Vorstandsmitglied der IG Übersetzerinnen Übersetzer, der Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur und von UNIVERSITAS Austria, Mitglied der Literar-Mechana, des Vereins „I GEH LESEN“, des Verbands belarussischer Schriftsteller, Mitglied im PEN Austria etc. Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Wien.

 

 

Deutsch

 

 

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Die Mondfinsternis

Bringt nicht Dunkel, sondern Licht.

Auf die gedankenlosen Leben

Gibt sie uns Antwort:

Lebe, wenn es richtig ist,

Genieße die Wonnen,

Die Lüge wird aber bestraft.

Des Weltalls Ströme

Tragen dich mit sich fort,

Bringen dich auf die Wege des Schicksals.

Oh, wie gern würde ich die Brandung der Sterne hören.

Wie aber dorthin gelangen?

Auf einer Wolke würde ich aufsteigen,

Durch den Sternenhimmel einen Spaziergang machen,

Dem Löwen das Mäulchen tätscheln,

Ihm sagen: Du, halte durch, mein Freund!

Du bist hier, ich bin dort, unten,

Ich denke an dich, sei nicht traurig,

Ich trage dein Zeichen,

Also verzeih mir, wenn was ist!

 

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Blumen, vom Mond auf die Erde gemalt …

Sie duften nicht, sind aber schön.

Indem ich sie in der Stille bewundere,

Höre ich in meiner Seele Lautspiele.

 

Verloschen sind die Sterne, traurig scheint

Vom Himmel der verblasste Freund.

Ach, warum ist alles so auf der Welt?

Weshalb lieben wir einander nicht?

 

Wir sitzen nicht heimlich umarmt

Auf einer Bank im Küstenpark,

Der Herzschlag stockt nicht süß,

Der Verstand schmilzt nicht vor Liebe.

 

In berauschender Vergessenheit flüstern

Die Lippen keine leidenschaftlichen Worte,

Die Stimmung ist gleichgültig …

Weshalb lieben wir einander nicht?

 

 

 

 

 

Aus dem Russischen übersetzt von der Lyrikerin.

 

Russisch

 

 

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Затмение лунное

Приносит не тьму, а свет.

На жизни бездумны

Даёт нам ответ:

Живи, если правильно,

Вкушай наслаждения,

А ложь покараема.

Вселенной течения

Тебя унесут с собой,

Выведут на пути судьбы.

Эх, слушать бы звёзд прибой.

Да как же туда дойти?

Взлететь бы на облаке,

По звёздному небу пройтись,

Льва потрепать по мордочке,

Сказать ему: «Ты давай, друг, держись!

Ты здесь, а я там, внизу,

Я думаю о тебе, не грусти,

Я знак твой на себе несу,

Так что ты, если что, прости!»

 

 

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Цветы,нарисованные луной на земле...

Они не пахнут,но красивы.

На них любуясь в тишине,

Души я слышу переливы.

 

Померкли звёзды, грустно светит

С небес поблекшая подруга.

Ах, почему всё так на свете?

Зачем не любим мы друг друга?

 

Обнявшись, не сидим украдкой

На лавочке в приморском парке,

Не замирает сердце сладко,

Рассудок от любви не тает.

 

И в упоительном забвеньи

Слова не шепчут страстно губы,

И равнодушно настроенье...

Зачем не любим мы друг друга?