Brigitte Neubacher: Geboren 1948 in O.Ö.Längere Aufenthalte im Ausland: USA,Malaysia,Pakistan/Afghanistan.

Interessen: Fotografie, bildende Kunst, Literatur, internationale Politik.

 

 

 

 

Donau

 

Der Inn, aus meiner ersten Heimat, fließt in Passau in die Donau. Die Traun, mit ihrem eisigen Wasser vom Dachstein, zieht durch den Traunsee. Vorbei an Gmunden, meiner zweiten Heimat. Der riesige Felsbrocken, Traunstein, der sehr tiefe, grüne und kalte Traunsee, der beängstigende Viechtauer, ein Föhnwind aus dem Westen, der Attersee Gegend, alles trägt bei zu einer xenophoben, ewig gestrigen Mentalität in Gmunden. Also Flucht Donau-abwärts nach Wien.

 

Mein erster Liebhaber fuhr mit mir zum Friedhof der Namenlosen, einige Kilometer östlich von Wien. An dieser Stelle spuckt die Donau die Wiener und andere Selbstmörder aus. Der Wirt der kleinen Jausenstation begräbt die Leichen. Kleine Holzkreuze ohne Namen.

 

Dritte Station, in der Wiener Herminengasse, am Seitenarm der Donau, dem Donaukanal. Ein beliebter Hundetreff und inzwischen eine Partymeile. In den Wintermonaten warten Dutzende freundliche Möwen auf ihr Frühstück von mir: ein Sack Knödelbrot. Sie bedanken sich mit Gesang und Flugakrobatik.

 

Und schließlich das derzeit vierte und letzte Domizil, Strombad Kritzendorf.

 

Villenstrand 20 hat den besten Panoramablick 24 Stunden lang auf die Donau.

 

2013 hat uns die Donau großzügig überschwemmt, und Tonnen von Sand beschert. Und auch Samen von Ackerschachtelhalmen gebracht. Pflanzen aus der Eiszeit!

 

Grün, braun, blau, silbrig, hellblau, Schaumkronen, starke Wellen nach den Cargo-Schiffen, manchmal ölig sanft.

 

Jetzt, zur Zeit der Pandemie, ist die Donau verschont von Luxusdampfern. Nur vereinzelte Laute Motorboote mit oder ohne Menschen im Schlepptau. Waren aller Art, Autos, Schotter und andere schwere Lasten werden stromauf- und abwärts geschoben.

 

Schwäne, die sich durch ihren Flügelschlag ankündigen, ziehen, wie Perlen aufgereiht, den Himmel über der Donau hinauf, und dann wieder stromabwärts in ihre Kuchelau, in den geschützten Seitenarm der Donau.

 

Die Donau bietet eine Schneise für den Wind, manchmal so heftig, dass er die Kirschblüten mitnimmt. Oft kühlend. Aus dem Norden, aus dem Osten, aber meist aus dem Westen.

 

Schwalben finden ihre Mahlzeiten knapp über der Oberfläche des Flusses. Und Nebelkrähen tanzen von den Nadelbäumen in die Tiefen. Ihre Schreie sind nicht zu überhören. Gut genährte Biber hausen in Erdlöchern am Ufer. Enten sind inzwischen so zutraulich. Sie kommen ins Rondeau und bekommen Leckerbissen.

 

Mein letzter Wille steht fest: als Asche die Donau hinunter schwimmen bis ins Schwarze Meer. Einen Ausflug, eventuell sogar in einer Doppler-Flasche, begleitet von Freunden aus dem Strombad. Einen Freiwilligen gibt’s bereits!