Du meine stimme

 

Anton Marku

 

edition pen Löcker, Wien 2018

 

ISBN 978-85409-913-0

 

Anton Marku legt sein neues Buch vor.

 

Bei Franz Karl Ginzkey heißt es:

 

Für meine Seele kommt Besuch,.

Ein schönes wohlgewachsenes Buch.

Zur Lampe trag' ich's sorglich hin,.

Vielleicht steckt auch ein Mensch darin?'

 

Anton Marku spricht – wie es nur der Dichter vermag – die Seele an.

Wie Peter Paul Wipplinger in seinem großartigen Vorwort schreibt, 'es ist eine geheime, eine geheimnisvolle Welt, in die der Dichter Antun Marku mit seiner Geheimsprache, die es zu dechiffrieren gilt, eintaucht …'

Was aus diesen Gedichten spricht, ist Magie, Geheimnis, das zu ergründen ist, das aufhorchen lässt, den Leser anspricht, nachdenklich macht, beeindruckt.

 

Deutsch ist nicht seine Muttersprache, ist aber zur Herzenssprache geworden.

Es stellt sich die Frage der Identität – woraus setzt sie sich zusammen, welche Erinnerungen, Verletzungen, Erfahrungen sind maßgebend? Können Grundpfeiler der Identität zusammenbrechen?

Nicht bei Anton Marku. Wie selten ein Dichter versteht er es, Brücken zu schlagen.

 

Die Brücke

 

Sie befindet sich

irgendwo auf dem Balkan

und trennt das Untrennbare

zwischen Menschen.

 

Vielen Sündern

hat sie die Hand gereicht.

 

Dann kamen die Zeiten

der neuen unbekannten Helden

mit den geröteten Augen

 

 

Der Dichter Anton Marku wird immer 'den Duft seiner Heimat auf seiner Haut verspüren', wie in dem folgenden Gedicht:

 

Heimat

 

Heimat ist mehr als nur ein Wort

oder ein paar weiße Grenzsteine

irgendwo auf der Landkarte.

 

Die Heimat trägst du immer mit dir,

wo immer du bist,

wohin immer du auch gehst.

 

Sie lebt in dir

in jedem Atemzug.

 

Solange du ihren Duft

auf deiner Haut verspürst,

folge ihrer Stimme

und sage niemals

Lebewohl.

 

 

Er geht als Liebender durch das Leben, als Leidender auch, schreibt Hommagen für Ibrahim Rugova (1944-2006), den Dichter Ali Podrimja (1942-2012), Namen die zumindest vielen Lesern unbekannt waren, bis er auf sie aufmerksam gemacht hat.

 

Anton Marku erinnert an Srbrenica in seinem sehr berührenden Gedicht

 

'Die letzte Reise'

(Zur Erinnerung an Srbenica)

 

Sie waren glücklose Träumer,

die von heftigen Winden verjagt wurden.

 

Dämmerlicht, noch immer Schatten werfend,

begleitete sie auf dem Weg zu ihrem Ende.

 

Sie spürten die unsichtbare, doch fühlbare Kälte.

 

Kein Morgen wartete mehr auf sie,

obwohl es noch zu früh zum Sterben war.

 

Die Welt war taub, stumm und blind,

als der Tod lautlos zu ihnen kam.

 

Am nächsten Tag fehlten

dem Leben tausende Blumen;

nur Steine gab es und Gräber.

 

Die Liebesgedichte von Anton Marku lassen die Tiefe seiner Gefühle erahnen, wie wir sie in auch in den Gedichten anderer Thematik finden.

 

Er singt sein Lied, facettenreich, einprägsam, setzt das Wort mit Bedacht, geht achtsam mit der Sprache um, sie ist sein Instrument, das er pflegt und hütet. Mit jedem seiner Texte dringt er tiefer in diese Sprache, die nicht – wie erwähnt – seine Muttersprache ist, ein, macht sie sich zu eigen, ohne seine Heimat, seine Herkunft, seine Muttersprache zu verleugnen, zu vergessen, seine Identität aufzugeben. Er ist Albaner – und – ein österreichischer Dichter.

 

Er ist nicht einverstanden mit Vielem,

 

'...Auch mit dem Tod bin ich nicht einverstanden,

solange meine Träume mich noch mit sich tragen.'

 

Möge dieses Buch viele Leser finden, in vielen Bücherschränken zu finden sein, griffbereit, immer wieder gelesen zu werden und mögen seine Träume ihn noch sehr lange mit sich tragen und dem Leser noch viele Gedichte in gesprochener und gedruckter Form ansprechen.

 

Gaby G. Blattl