Sonia Solarte Orejuela (Kolubien/Deutschland) geb. in Cali, Kolumbien, Eine mehrfach ausgezeichnete, in Deutschland lebende Dichterin, Sängerin, Psychologische Psychotherapeutin, Leiterin von Schreibwerkstätten, die ihre Gedichte singend vorträgt. Instrumental begleitet wird sie dabei von den Musikerinnen ihres Trios SolArte. Ihre Gedichte sind in nationalen und internationalen Anthologien, Literaturzeitschriften und Zeitungen in europäischen und lateinamerikanischen Ländern zu finden. Bis heute hat sie 5 Gedichtbände und 2 CDs mit ihren eigenen Liedgedichten herausgebracht. Sie ist Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes, des Österreichischen P.E.N.-Clubs und des kolumbianischen „Verbandes Autoren von der Küste.
Deutsch
Spanisch
DIE FlUSSE DER LIEBE
(Nach einem Besuch der Grabstätte von Bertolt Brecht)
Ich fürchtete zu sterben in die Ewigkeit einzugehen
und auf meine Befreiung ohne Bedingungen zu verzichten
oder Sklavin des Trugs zu sein
ohne Eingang ins Nirwana
von den Dingen der Welt besessen
Die Schatten meiner Schritte
verbargen die Spuren die solange dort blieben
bis Schritte andrer sie auslöschten
gleich offene Wunden
die der Staub verweht
Was tun mit dem Flickwerk meiner Leidenschaften
das nicht Verdammnis beschwöre?
Was wäre mit dem Honig meiner Tage zu versüßen
das nicht mit dem Essig verfehlter Träume versetzt wäre?
Dennoch wusste ich die Ströme der Liebe
münden ins Meer des Geistes
und das Universum
weist mir den Weg
Es bestimmt mich
zum Schlüssel seines wahren Seins
und vergibt mir meine Schuld
aus seinem Licht den Atem zu nehmen
um einen Namen zu haben
und einen Platz einzunehmen
unter den Kreaturen
dieser Welt
DER ABSCHIED DER IDOLE
Die Einfalt ertränkte ich
in den Wässern einer neuen Pracht:
unverschämt offen für die Wunde
für den brennenden Schrei in der Glut
des Magiers genannt Geschichte
Dem Geheimnis gegenüber war ich blind
das seine Dufte
auf dräuenden Gipfel
andere Kolonien des Denkens freisetzte
Blind stand ich dem Geheimnis gegenüber
das sich verströmend
von dräuenden Gipfeln
unbekannte Scharen freisetzte
Ein Echo stieß meine Gesänge
in den Schnee der Wüste
und in die feinen Gewebe der Langeweile
gespaltene Schatten tanzten
angebissene Früchte
in ihren Händen aus Salz darbietend
Verbrannte Standbilder gab`s
ihre Köpfe waren Sterne
aus Blut und Nebel ihre Körper
Rauch aus anderen Zeiten
ein Ritual das unberührt
neue weinende Masken spie
Zerstört zur Unzeit
Überlebte kein Idol
ohne Binde vor unsren Augen
„Wie schade! – rufen sie aus –
der graue Schrei der Besiegten warf uns nieder
ein einziger Traum bar jeder Zukunft
eine verderbliche Ermattung
die Schönheit in Scherben zersplittert
bloß Einsamkeit
der tönende und leere Schrecken der Hoffnungslosigkeit"
Eine verdrängte Kraft
Drückte auf ihre Körper
und ließ sie langsam versinken
in den Schlamm des Wirrwarrs
der Interesselosigkeit für das Gute
Die geringen Spuren ihrer Schreie nicht vernehmend
– für mich ein leichtes
weil nicht gewillt
den Spiegel einer noch namenlosen Zeit
auf Ruinen zu schleudern –
während hinter Gräbern
Gendarmen sich
über neue Gesetze zur Festname
des Einbruchs des Lichts verständigten
Seitdem ist
Leerräume besetzen
mein Schicksal
und meine Leidenschaft
INITIATION
„...und der Mensch ist der Bettler seines eigenen Wesens..."
María Zambrano, „Der schöpferische Traum"
Man gedenkt der Geburt einer anderen Schwelle
eine willkürliche Initiation im Konflikt des Fleisches
eine erwartungsvolle Bewegung angesichts der Darlegung
eines mit Symbolen bevölkerten Universums
geschwängert mit den Früchten der unermüdlichen Suche
Man zieht den Vorhang zurück
der die Masken des Lebens schützte
und es erscheint ein verlassenes Geschöpf
eingenistet in den Felsen der Trostlosigkeit
erschreckt vor den atemlosen Ruinen
das Schweigen zusammenziehend
dort wo das Wort explodieren wird
das ihm die Stimme zurückgibt
ihm der alles vermag in der Dunkelheit
Und unerbittlich wird es geboren werden
gekettet an die Quelle die ihm die unendliche Wache des Lichts
in seinen Eingeweiden verkündet
SÜNDENBOCK
Der Sündenbock
erlöst uns von unserer Schuld
er bläst uns die Mief
seiner unerträglichen Insolenz ins Gesicht:
die unsere eigene und schmerzliche Geschichte widerzuspiegeln
einzugehen auf das Spiel uns zu befreien
wissend dass es andere Opfer unserer Träume
in der Wirklichkeit geben wird
andere Gespenster eingenistet
in den verwüsteten Mauern unserer Gewissheiten
Übersetzungen von Helmuth A. Niederle und Wera Zeller
LOS RÍOS DEL AMOR
(Después de visitar la tumba de Bertolt Brecht)
Yo temía morir y ser infinita
renunciar a mi liberación incondicionalmente
o ser esclava de la ilusión
sin entrada al Nirvana
poseída por las cosas del mundo
La sombra de mis pasos
ocultaba las huellas que quedarían allí
hasta que las borraran otros pasos
como heridas abiertas
que cicatriza el polvo
Con los harapos de mis pasiones
¿qué hacer que no fuera condena?
Con la miel de mis días
¿qué endulzar que no estuviera impregnado
con el vinagre de los sueños fallidos?
Mas supe que los ríos del amor
van al mar del espíritu
y que un cosmos
me señala el camino
aquel que cifró en mí
la clave de su ser verdadero
y me condona la deuda
por haber tomado de su luz
el aliento para tener un nombre
y ocupar un espacio
entre los seres
de este mundo
EL ADIÓS DE LOS ÍDOLOS
Ahogué la inocencia
entre las aguas de una nueva belleza:
monstruosa abierta a la llaga
al grito encendido entre las brasas
de un hechizo llamado Historia
Estaba ciega al misterio
que liberaba sus efluvios
entre las cumbres aciagas
de otras colonias del pensamiento
Un eco abalanzó mis cantos
sobre las nieves del desierto
y entre los tules del tedio
bailaron sombras cortadas
exhibiendo frutos mordidos
en sus manos de sal
Había estatuas incendiadas
sus cabezas eran estrellas
los cuerpos sangre y niebla
humo de otros tiempos
la ceremonia que arrojaba indiferente
nuevas máscaras de llanto
Estragados en la deshora
ningún ídolo sobreviviría
sin la venda en nuestros ojos
"¡Qué pena!- decían
Nos derribó el canto gris de los vencidos
un puro sueño sin futuro
una fatiga descentrada
la hermosura hecha añicos
la soledad sin más
el horror sonoro y vacío de la desesperanza"
Un peso desalojado
oprimió sus cuerpos
y los hundió de a poco
entre el barro del desorden
del desinterés por lo bueno
Ignoré las escasas huellas de sus gritos
-un oficio sencillo para mí
enemiga de proyectar sobre las ruinas
el espejo de unos tiempos
aún sin nombre-
mientras tras las tumbas
charlaban los gendarmes
sobre nuevas leyes para atrapar
la irrupción de la luz
Desde entonces
asaltar oquedades
es mi condena
y mi pasión
INICIACIÓN
"...Y el hombre es el mendigo de su propio ser..."
María Zambrano, "El Sueño Creador"
Se conmemora el nacimiento de otro umbral
una iniciación gratuita en el conflicto de la carne
un movimiento espectante ante la enunciación
de un universo atestado de símbolos
preñado con los frutos de la incansable búsqueda
Se descorre el telón
que amparaba las máscaras de la vida
y aparece un ser abandonado
incrustado en la roca de la desolación
sobrecogido ante ruinas sin aliento
CHIVO EXPIATORIO
El chivo expiatorio
nos redime de nuestras culpas
echándonos en la cara el tufo
de su insoportable insolencia:
la de reflejar nuestro propio y doloroso mundo
la de prestarse al juego de liberarnos
sabiendo que habrán otras víctimas
de nuestros sueños en la realidad
otros fantasmas incrustados
entre los muros devastados de nuestras certidumbres
abanderando el silencio
donde estallará la palabra
que le devolverá el habla a él
que todo lo puede en la oscuridad
E inexorablemente habrá de nacer
encadenado a la fuente que le anuncia
la vigilia infinita de la luz en sus entrañas
Übersetzt aus dem Spanischen von Helmuth A. Niederle und Wera Zeller