Hüseyin Simsek (Türkei /Österreich) Hüseyin Simsek, geboren 1962 im Osten der Türkei, seit 1998 in Wien. Schriftsteller, Dichter, Journalist. Öneri/Vorschlag ist nicht die einzige Zeitschrift, die in deutscher und türkischer Sprache erscheint, gilt jedoch als die einzige nicht konservative. Hüseyin Simsek schreibt auf türkisch, kurdisch und deutsch. In der Türkei erschienen drei Romane und ein Lyrikband, in Österreich deutsche Texte in Anthologien und ein Band mit Gedichten.

Deutsch

 

 

Türkish

 

 


Istanbul wird mich ausspucken

 

 

in der Tiefe der Nacht kann ich nicht laut reden

versteckte Arroganz jagt mich

vom Gedicht des Dunsts der engen Straßen träume ich

mit jedem Schritt ein Geheimnis verratend

gehe ich gepflasterte Straßen

meine Gefühle hüpfen wie eine Gazelle

ich kann sie nicht zu Papier bringen

welche engen Gassen kenne ich, wohin es nicht regnet

welche unter dem schweren Kummer leiden

diese Stadt nimmt mich nicht an

 

 

also etwa um neun oder zehn bin ich vor deiner Tür

Modergeruch des Vergessenen in jeder Krümmung

meines Gehirns

unsere Begrüßung nach dem verzehrten Glück

macht nicht auf!

meine Hände sind voll mit trockenen Rosen

halt mich bei den Schultern, lass mich hinein

immer wieder fragt man nicht

man weiß nicht den Grund der Liebe

 

 

 

das in tiefer Nacht geschriebene Gedicht ist

 wie eine Liebe im Exil

in jeder in der Dunkelheit begrabenen Gasse

jede Wand ist voll von Geheimnis

solange dieser Stadt das Glück gestohlen wird

glaubt jeder Fensterbeobachter, er wäre ein Dichter

kehren wir zurück zu den Erinnerungsalben,

trocken unsere Worte

weinen wir die schwere Einsamkeit

 

und lachen wir unsere wilde Kindheit

nimm mich bei den Schulten lass mich ein

Schwer zu ertragen ist der düstere Morgen

Istanbul wird mich ausspucken

 

 

 

 

Wien fließt mit einem Fluss in das Gedicht

 

 

lasst euch nicht davon täuschen,

dass Wien an ihrem Gründungsort steht

jeden Tag fließt sie mit einem ewigen Fluss in neue Gedichte

ihr Fließen stolz, ihr Brausen tief: Mutter Donau!

wie viele Verse würde sie ausmachen

falls sie in ein einziges Gedicht untergebracht würde

 wenn jede Stadt

mit einem Fluss

sich in ein Gedicht teilt

werden hundertjährige Dunkelheiten zerrissen

 

 

von jeder Stelle findet sie einen Weg

und doch möchte die Donau Wien nicht übergehen

sie will sich auf ihre Straßen werfen

sich auf ihren Feldern verbreiten

in ihren Kellern sich sinnlos betrinken

und jeden Morgen neue Träume umarmend

immer in dieser Stadt nüchtern werden

 

 

 

wenn jedes Gedicht

mit einem Fluss

sich von einer Stadt sammeln lässt

werden tausendjährige Gewohnheiten verschimisse

mit jeder, mit dem Geschrei der verkrüppelten Möwen

kommender Morgendämmerung

streckt sich die Donau wie eine Zunge aus Wien

jede Kurve erzählt eine andere Mündung

jedes Ufer umhüllt einen anderen Geschmack

alle Geheimnisse an ihre Grenzen anhäufend

fließt sie den Kopf senkend entlang dieser Stadt

wenn jeder Fluss

mit einer Stadt

sich in ein Gedicht schreibt

werden hunderttausendjährige Versöhnungen zurückbleiben

 

 

kusar beni istanbul

 

ıssız gecelerinde sesli konuşamam istanbul’un

dar sokaklarının dumanaltı şiirini düşler

her adımımda bir sır döküp

öyle çıkarım kaldırımları

yağmur almaz nice sokak tanırım

hepsi de ağırdem hüzün içinde

benim duyarlıklarım ceylan sekişli

kitaba düşüremem bir türlü

bu şehir tutmaz beni

tumaz beni istanbul

 

 

 

ıssız gecelerin şiiri sürgün aşka benzer

karanlığa gömülü her sokakta

[her bir duvar bin gize fon olur

birçok suret avcısı her kaldırımda

mutluluğu hep çalınır bu şehrin

pencereden her gözetleyen şair kesilir

ben albümlere dönerim

söz dağarcığım kuru

tabedilmiş yalnızlıklarıma ağlayıp

gülerim çılgın çocukluğuma

 

 

dokuz-on suları yine kapındayım işte

ik’omzumdan tut, al içeri

beynimin her kıvrımında

unutulmuş birinin küf kokusu

nice tozolmuş mutlulukla avcum

tepeleme gül kurusu

hadi, tut omzumdan, al içeri

öyle her adımda sorulmaz

bilinmez her aşkın gerekçesi

 

 

hazımsız ereceği kesin sabaha

bu şehir kusar beni

kusar beni istanbul

 

 

 

 

viyana bir nehirle bin şiire akar

 

 

bakmayın viyana’nın kurulduğu yerde durduğuna

kadim bir nehirle her gün yeni şiirlere akar

akışı mağrur, uğultusu derin şu anaç tuna

kaç mısra çıkar dersiniz

tek bir şiire sığdırı

her şehir

bir nehirle

bir şiire bölünse

yüz yıllık karanlıklar yırtılır

 

 

 

bulduğu her kuytudan bir kol çıkarır da

viyana’yı geçip gitmek istemez tun

sokaklarına düşmek, alanlarına yayılmak

mahzenlerinde zil-zurna sızıp

sarınıp her seher yeni imgelere

hep bu şehirde ayılmak ister

her şiir

bir nehirle

bir şehirden topla

bin yıllık alışkanlıklar atılır

 

 

kötürüm martıların çığlıklarıyla gelen her seher

tuna, bir dil gibi uzar viyana’dan

her kıvrımda dillenen başka bir ağız

her kıyıda başka bir damak t

sırlarını sınıra yığarak bu şehrin

 

büküp boynunu akar boyuna

her nehir

bir şehirle

bir şiirde dillense

yüz bin yıllık barışıklıklar kalır